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Gedenken an die im Konzentrationslager Wöbbelin und in Ludwigslust verstorbenen französischen Widerstandskämpfer

23/05/2025

Das Konzentrationslager Wöbbelin, ein Nebenlager oder Außenkommando des Lagers Neuengamme, war vom 12. Februar bis zum 2. Mai 1945 in Betrieb.

Ende März 1945 zählt es 648 Häftlinge. Ab Mitte April, als die Alliierten vorrücken, werden mehr als 4.000 Häftlinge vor allem aus anderen Nebenlagern von Neuengamme, insbesondere Fallersleben, aber auch aus Ravensbrück, hierher gebracht.

Die Haftbedingungen waren entsetzlich. Von den 5.000 Häftlingen aus mindestens 25 Nationen, darunter viele Franzosen, starben mehr als tausend an Erschöpfung, Hunger oder aufgrund der erlittenen Misshandlungen.

Ende April nähern sich Einheiten der 82. Luftlandedivision und der 8. Infanteriedivision der US-Armee. Am 1. Mai versammeln die Wachen die noch gehfähigen Häftlinge. Eine erbärmliche Kolonne setzt sich in Bewegung und marschiert in Richtung Schwerin im Norden. Etwa 3500 stark geschwächte Deportierte werden zurückgelassen, inmitten von 500 Leichen, die in den Gebäuden aufgestapelt sind oder überall im Lager auf dem Boden liegen. Am Morgen des 2. Mai 1945 fliehen die letzten Wachen. Am selben Tag, am frühen Nachmittag, stehen die ersten amerikanischen Soldaten vor dem Eingang des Lagers.

In den folgenden Tagen und Wochen werden die kranken Häftlinge in amerikanische Lazarette oder in Krankenhäuser in Ludwigslust (Mecklenburg-Vorpommern), der nächstgelegenen Stadt, evakuiert. Viele von ihnen sind zu geschwächt und sterben an Erschöpfung. Unter den Hunderten von Opfern konnten mindestens 58 Franzosen identifiziert werden, von denen 16 noch heute auf dem Friedhof von Ludwigslust begraben sind. Achtzig Jahre später sind ihr Leidensweg und ihr Opfer nicht vergessen.

Am 10. Mai 2025 wurde auf dem Friedhof von Ludwigslust vom Souvenir Français in Deutschland eine Gedenkfeier organisiert. Sie sollte das Andenken an die französischen Widerstandskämpfer und Deportierten ehren, die im Konzentrationslager Wöbbelin und in Ludwigslust für Frankreich gestorben sind.

Anwesend waren insbesondere folgende zivile und militärische Würdenträger:
- General (a. D.) François Sommerlat, Generaldelegierter des Souvenir Français in Deutschland;
- Julien Acquatella, CIVS, Leiter der Außenstelle Berlin;
- Solenn Meslay, stellvertretende Bürgermeisterin für Tourismus und Wirtschaft – Referentin für Europa in Plouër-sur-Rance (Côtes-d'Armor)
- Frau Jacqueline Bernhardt, Ministerin für Justiz, Gleichstellung und Verbraucherrechte des Landes Mecklenburg-Vorpommern;
- Herr Stefan Sternberg, Landrat des Landkreises Ludwigslust-Parchim;
- Herr Stefan Pinnow, Bürgermeister von Ludwigslust;
- Oberst Henri Lambaré, Regionalbeauftragter der Souvenir Français für Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen;
- Oberst Bernard GUIBERT, stellvertretender Verteidigungsattaché der Luftwaffe und Vertreter des Verteidigungsattachés;
- Fregattenkapitän Matthieu LEONELLI, stellvertretender Verteidigungsattaché der Marine und Vertreter des Verteidigungsattachés;
- Oberst Seven de Kerros, Verbindungsoffizier der Führungsakademie der Bundeswehr;
- Dr. Margret Seemann, Vizepräsidentin des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V., Landesverband Mecklenburg-Vorpommern
- Anja PINNAU, Leiterin der Mahn- und Gedenkstätten Wöbbelin.

Fünf französische und deutsche Offiziersanwärter, die im Rahmen eines deutsch-französischen Austauschprogramms an der Universität der Bundeswehr in Hamburg ausgebildet werden, waren ebenfalls zur Teilnahme an der Zeremonie eingeladen worden.
Schließlich waren auch Familienangehörige von Fulvio Castaldi, einem französischen Widerstandskämpfer und Deportierten, der am 17. Mai 1945 in Ludwigslust für Frankreich gestorben war, aus der Region Paris angereist.

Es war eine sehr emotionale Zeremonie. In seiner Rede im Namen des französischen Botschafters Julien Acquatella erinnerte dieser daran, dass "die Erinnerung an den 8. Mai 1945 heute Licht auf die Lage der Welt wirft und uns verstehen lässt, dass das, was wir für sicher und garantiert halten – Frieden, Demokratie, Rechtsstaatlichkeit – in Wirklichkeit fragile und vergängliche Errungenschaften sind, die ohne zu zögern verteidigt werden müssen. Es geht hier um eine existenzielle Frage."
Jacqueline Bernhardt, Justizministerin des Landes Mecklenburg-Vorpommern, verwies ihrerseits auf die Verantwortung, die sich aus der Pflicht zur Erinnerung und zur deutsch-französischen Versöhnung ergibt.

"Die Schrecken der Konzentrationslager, das unvorstellbare Leid und die Entmenschlichung, die die Nazis systematisch verübt haben, lassen uns erstarren. Gleichzeitig verpflichten sie uns aber auch, Verantwortung für die Erinnerung, die Aufarbeitung und die Gewährleistung einer Zukunft zu übernehmen, in der solche Verbrechen nie wieder geschehen können.

Die Beziehung, die sich zwischen Frankreich und Deutschland aus dieser schmerzlichen Geschichte heraus entwickelt hat, ist besonders bewegend. Aus Rivalität ist Versöhnung geworden, aus Leid ist die Chance entstanden, ein gemeinsames Europa zu schaffen, das auf Frieden und Zusammenarbeit gegründet ist. Diese Errungenschaften sind jedoch nicht selbstverständlich. Sie müssen von uns und den kommenden Generationen bewahrt und weitergegeben werden."

Anja Pinnau, die Leiterin der Mahn- und Gedenkstätten Wöbbelin, rief schließlich dazu auf, niemals zu vergessen. Einige dieser französischen Opfer wurden hier auf diesem Friedhof beigesetzt. Weit weg von ihrer Heimat, weit weg von ihren Familien, aber durch die Erinnerung ganz nah bei uns. Sie ruhen auf deutschem Boden, als Mahnung, niemals zu vergessen, was geschehen ist. Als Aufforderung an uns alle, aus der Vergangenheit zu lernen...

Es ist unsere Verantwortung, jedem einzelnen Opfer wieder ein Gesicht zu geben, nicht nur aus Pflicht gegenüber der Geschichte, sondern auch als Zeichen unserer Menschlichkeit. Jedes dieser Opfer hatte ein Leben, eine Familie, Hoffnungen. Indem wir die Namen dieser Männer aussprechen, ihre Geschichte erzählen und an ihr Leiden erinnern, geben wir ihnen einen Teil der Würde zurück, für die sie selbst in Frankreich so hart gekämpft haben.
Nach den Reden der Behördenvertreter äußerten sich französische und deutsche Offiziersanwärter zum Thema der deutsch-französischen Versöhnung.

Die Zeremonie endete mit Kranzniederlegungen, dem Zapfenstreich und den Nationalhymnen der Französischen Republik und der Bundesrepublik Deutschland. Der 2. Mai 1945 und der 10. Mai 2025 sind zwei Daten, die zeigen, dass trotz der Zeit, die vergeht und die viel über das Unglück der Menschen weiß, die Erinnerung an die französischen Widerstandskämpfer und Deportierten des Konzentrationslagers Wöbbelin ebenso wie an ihre Leidensgenossen aus ganz Europa lebendig bleibt.

Oberst Henri Lambaré, Regionalbeauftragter der Souvenir Français für das Land Mecklenburg-Vorpommern